Trauer um Jerzy Wojciewski
Dieser Tage erhielt der Vorstand der Gedenkstätte die Nachricht, dass Jerzy Wojciewski im Alter von 97 Jahren im März 2024 in Warschau verstorben ist. Er war einer der letzten Überlebenden des Vaihinger Lagers und gehörte zu einer Gruppe polnischer KZ-Gefangener, die seit dem Warschauer Aufstand 1944 gefangen gehalten und zahlreiche Konzentrationslager durchleiden mussten.
Als 17-Jähriger, der eine Ausbildung als Schriftsetzer absolvierte, hatte er sich dem Widerstand der Heimatarmee angeschlossen und wurde von den Deutschen festgenommen, als er Waffen nach Warschau schmuggelte. Über das Lager Dachau kam er nach Mannheim, von dort am 23. Dezember 1944 nach Unterriexingen und schließlich im Februar 1945 nach Vaihingen, wo er zunächst im Leichenträger-Kommando eingesetzt wurde, ehe er am 6. März schwer krank ins Revier aufgenommen werden musste.
Nach der Befreiung konnte er in Neuenbürg und Bensheim wieder zu Kräften kommen, kehrte auf eigene Faust nach Polen zurück und erlebte einen für ihn enttäuschenden Empfang, wurde er doch der Spionage verdächtig und ohne Gerichtsverfahren monatelang eingekerkert. In den folgenden Jahren arbeitete er in verschiedenen Berufen, so als Schriftsetzer und als Redakteur.
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs gehörte er zur Gruppe derjenigen Polen, die zu den Orten ihrer Inhaftierung Kontakt aufnahmen und als Besucher nach Deutschland reisten. Allein in Vaihingen war er 1993, 1999, 2001 und 2015 zu Besuch. Er war auch als Betreuer zur Stelle, als Mitglieder der Vaihinger Gedenkstätte 1998 Warschau und Radom besuchten. Wojciewski, der durch seine freundliche und zurückhaltende Art stets Sympathie gewann, wird allen, die ihn kannten, in guter Erinnerung bleiben.