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Trauer um Jerzy Wojciewski

Jerzy Wojciewski in der Mitte sitzend beim Treffen mit Überlebenden 2015

Dieser Tage erhielt der Vorstand der Gedenkstätte die Nachricht, dass Jerzy Wojciewski im Alter von 97 Jahren im März 2024 in Warschau verstorben ist. Er war einer der letzten Überlebenden des Vaihinger Lagers und gehörte zu einer Gruppe polnischer KZ-Gefangener, die seit dem Warschauer Aufstand 1944 gefangen gehalten und zahlreiche Konzentrationslager durchleiden mussten.

Als 17-Jähriger, der eine Ausbildung als Schriftsetzer absolvierte, hatte er sich dem Widerstand der Heimatarmee angeschlossen und wurde von den Deutschen festgenommen, als er Waffen nach Warschau schmuggelte. Über das Lager Dachau kam er nach Mannheim, von dort am 23. Dezember 1944 nach Unterriexingen und schließlich im Februar 1945 nach Vaihingen, wo er zunächst im Leichenträger-Kommando eingesetzt wurde, ehe er am 6. März schwer krank ins Revier aufgenommen werden musste.

Nach der Befreiung konnte er in Neuenbürg und Bensheim wieder zu Kräften kommen, kehrte auf eigene Faust nach Polen zurück und erlebte einen für ihn enttäuschenden Empfang, wurde er doch der Spionage verdächtig und ohne Gerichtsverfahren monatelang eingekerkert. In den folgenden Jahren arbeitete er in verschiedenen Berufen, so als Schriftsetzer und als Redakteur.

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs gehörte er zur Gruppe derjenigen Polen, die zu den Orten ihrer Inhaftierung Kontakt aufnahmen und als Besucher nach Deutschland reisten. Allein in Vaihingen war er 1993, 1999, 2001 und 2015 zu Besuch. Er war auch als Betreuer zur Stelle, als Mitglieder der Vaihinger Gedenkstätte 1998 Warschau und Radom besuchten. Wojciewski, der durch seine freundliche und zurückhaltende Art stets Sympathie gewann, wird allen, die ihn kannten, in guter Erinnerung bleiben.

Gedenkfeier am 7. April – exakt am 79. Jahrestag der Befreiung des KZ Vaihingen/Enz

Rund 70 Besucher und Besucherinnen wohnten bei sonnigem Wetter der diesjährigen Gedenkfeier bei, die genau am 79. Jahrestag der Befreiung des KZ-Vaihingen/Enz am Sonntag, den 7. April auf dem KZ-Ehrenfriedhof stattfand. Zunächst begrüßte Vorstandssprecher Rainer Mayer die Anwesenden, darunter auch OB Uwe Skrzypek und Zeitzeugin Wendelgard von Staden. In seiner Einleitung führte er aus, wie wichtig das Gedenken an den Jahrestagen schon seither gewesen war, indem er auf die erste offizielle Einladung der Stadt Vaihingen/Enz an ehemalige Insassen des Lagers im Jahr 1985 und an das größte Treffen ehemaliger Häftlinge im Jahr 2005 am 60. Jahrestag der Befreiung mit rund 30 Teilnehmern aus aller Welt erinnerte. In seinem Grußwort dankte OB Uwe Skrzypek zum einen für die fortwährende Erinnerungsarbeit, die der Verein KZ-Gedenkstätte Vaihingen/Enz seit Jahren leistet und wies zum anderen auf die Unantastbarkeit der Menschenwürde, die unserem Grundgesetz zu Grunde liegt, hin. Lesen Sie hier den gesamten Artikel!

Besucher bei der Gedenkfeier

OB Uwe Skrzypek bei seiner Ansprache

Die Kranzniederlegung

Zeitzeugin Wendelgard von Staden und Dr. Manfred Scheck beim Austausch

Stilles Gedenken

Terminankündigung:
Ausstellung „Auftakt des Terrors“ in Vaihingen/Enz vom 12.-27. April 2024

Die KZ-Gedenkstätte Vaihingen/Enz e.V. zeigt vom 12.-27. April 2024 die Ausstellung „Auftakt des Terrors“ der Arbeitsgemeinschaft „Gedenkstätten an Orten früher Konzentrationslager“. Ausstellungsort ist das Gebäude der ehemaligen Buchhandlung Kern in der Stuttgarter Straße 6 (Fußgängerzone) in Vaihingen/Enz.

Auf elf Tafeln werden in der Ausstellung die frühen Lager und deren Bedeutung für die Errichtung und Sicherung der NS-Herrschaft dargestellt. In über 90 frühen KZ wurden schnell Gegner des NS-Regimes mundtot gemacht und in sog. „Schutzhaft“ genommen. Für viele von ihnen war es der Beginn einer jahrelangen Odyssee.

Die Ausstellung ist für die interessierte Bevölkerung an folgenden Tagen geöffnet:

Dienstag bis Freitag: 16-18 Uhr
Samstag: 10-13 Uhr und Sonntag: 14-17 Uhr.

Ein Besuch mit Schulklassen ist im Ausstellungszeitraum jederzeit nach vorheriger Anmeldung unter info@gedenkstätte-vaihingen.de möglich und dauert circa eine Stunde.

Begleitveranstaltungen:

Freitag, 12.04.2024, 18.30 Uhr: Eröffnung der Ausstellung

Samstag, 13.04.2024, 13.30 Uhr: Kuratoren-Führung mit Joseph Naßl vom DZOK Ulm

Donnerstag, 18.04.2024, 19.00 Uhr: Vortrag von Dr. Manfred Scheck zum „Arbeitshaus auf dem Schloss Kaltenstein“
1933 spielte das Arbeitshaus auf Schloss Kaltenstein für einige Monate eine wichtige Rolle  bei der Einrichtung des KZ Heuberg bei Stetten am Kalten Markt. Es diente im März 1933 als Sammelstation für einen Transport von Häftlingen aus der näheren Umgebung zum Heuberg und wurde von von April bis Juli 1933 auch als Lazarett für kranke Häftlinge dieses Lagers genützt. Diese Funktion des Arbeitshauses war in Vaihingen bekannt.

Da vor Ort nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen zur Verfügung steht, ist eine Anmeldung per Mail an info@gedenkstaette-vaihingen.de erforderlich. Der Eintritt zur Ausstellung ist frei, wir freuen uns über eine Spende.

zuletzt aktualisiert am 17.04.2024

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Die KZ-Gedenkstätte Vaihingen/Enz e.V.

hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Opfer zu ehren, gegen Vorurteile, Ignoranz, Radikalismus und Fanatismus zu arbeiten und die Kontakte zu Überlebenden und ihren Nachkommen aufrecht zu erhalten.

In Gedenkfeiern und durch weitere Aktivitäten versucht sie, die Ereignisse im Glattbachtal im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu halten. Mit dieser Internetpräsenz informiert sie über die Geschehnisse und leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der Regionalgeschichte im Landkreis Ludwigsburg.

Im Konzentrationslager Vaihingen/Enz

wurden zwischen August 1944 und April 1945 etwa 1700 Menschen durch unmenschliche, erniedrigende und schreckliche Arbeits- und Lebensbedingungen Opfer des nationalsozialistischen Terrorregimes.

Zunächst als Arbeits-, dann als Krankenlager organisatorisch dem Konzentrationslagers Natzweiler im Elsass unterstellt wurden dort etwa 5000 Häftlinge aus über 20 Nationen ganz Europas inhaftiert und der „Vernichtung durch Arbeit“ ausgesetzt bzw. ihren schwersten Krankheiten und der mangelhaften Hygiene und völlig unzureichenden Versorgung überlassen.