Im April 2001 lud die Stadt Vaihingen / Enz 22 ehemalige Häftlinge aus Polen, den USA, Kanada, Frankreich, Norwegen, Russland, Australien, Holland und Deutschland mit ihren Angehörigen für drei Tage nach Vaihingen/Enz ein. Der damalige OB Kälberer – ein Befürworter und Unterstützer der Gedenkstätte – sagte zur Begrüßung der Gäste: „Wir wollen zeigen, dass wir auch zu diesem Teil unserer Geschichte unserer Stadt stehen wollen.“ Und weiter führte er aus: „Wir wissen, dass der Weg hierher für sie schwer war.“
Über unsere Vereinsintentionen sprach der damalige Vorsitzende des Vereins Dr. Manfred Scheck zu den Überlebenden: „Wir wollen die Erinnerung bewahren an einen Abschnitt unserer Geschichte, der in seiner verbrecherischen Konsequenz ohne Beispiel ist. Dadurch wollen wir auch den Häftlingen, die hier die schlimmste Zeit ihres Lebens verbringen mussten, Gerechtigkeit widerfahren lassen, soweit dies überhaupt möglich ist.“
Jules Schelvis, Niederlande, erwiderte: “Lassen sie mich ein Wort von Dank sagen, dass Überlebende und ich als ehemaliger Häftling des KZs eingeladen wurde nach hier zu kommen und von dieser Stelle zu ihnen zu sprechen“.
Austausch und Zustimmungen
Im Rahmen des Besuches stellten wir den Gästen unser Gedenkstättenkonzept vor und erfuhren dabei ihre Zustimmung: „Ich kann ihnen gar nicht sagen, wie gut es ist, dass das hier gemacht wird“(Murray Henick). Außerdem gestalteten wir im Stadtarchiv die Ausstellung: „Erinnerungs–Bruchstücke“.
Diese Ausstellung zeigte die historische Entwicklung des ehemaligen KZ und die Geschichte des Vereins. Pierre Claude – ehemaliger Häftling aus Frankreich – sagte nach dem Besuch der Ausstellung: „Ich war sehr geschafft, als ich hier im Stadtarchiv meinen Papa auf dem bei der Befreiung aufgenommenen Foto des Todeslagers entdeckte.“ (Der Vater verstarb im Jahre 1948 an den Folgen der Haft).
Die Überlebenden wollten auch im Rahmen ihres Aufenthalts mit der heutigen, unbelasteten Jugend ins Gespräch kommen. Sie tauschten sich mit Schülern der Vaihinger Gymnasien und umliegender Schulen aus. Pierre Claude bemerkte danach: „Die Jugend interessiert sich für das, was wir erlebt haben.“
Gedenkfeier auf dem Ehrenfriedhof
Am Ende des Besuches hielten wir gemeinsam mit den Überlebenden die alljährliche Gedenkfeier auf dem KZ Friedhof aus Anlass der Befreiung des Lagers ab. Hierbei sagte der damalige OB Kälberer:
„Der KZ – Friedhof muss auch ein Ort der Mahnung sein für die jungen Menschen. Und diese Stätte muss eine Stätte der Aufforderung an uns alle sein, uns jeder Art von Rechtsradikalismus entgegenzustellen.“
Durch diesen Besuch entstanden viele dauerhafte Briefkontakte. Auch bestärkten uns die Überlebenden in unserem Bemühen eine Gedenkstätte als Ort der Erinnerung und Mahnung aufzubauen. Im Jahre 2002 konnten wir dann den ersten Bauabschnitt fertig stellen und 2005, wiederum in Anwesenheit von Überlebenden, die Gedenkstätte endgültig eröffnen.