Eindrückliche Gedenkveranstaltung am Jahrestag der Reichpogromnacht in der Peterskirche
Auf Initiative dreier Musikerinnen aus dem Raum Vaihingen/Enz organisierte die KZ-Gedenkstätte Vaihingen/Enz am Sonntag, den 9. November 2025 eine nicht alltägliche Gedenkveranstaltung. Rund 100 Besucher/innen in der gut besetzten Peterskirche erlebten eine eindrückliche Veranstaltung getragen von auf hohem Niveau dargebotenen Musikstücken und rezitierten kurzen Texten, die alle Bezug zu Verfolgung und Vernichtung von Minderheiten während der Zeit des Nationalsozialismus hatten. Dabei wurde der Jahrestag der Reichpogromnacht vom 9. auf 10. November 1938 als Aufhänger zum Gedenken an die verschiedensten Gruppen wie politische Gegner, Sinti und Roma, so genannte „Asoziale“, Kriegsgefangene, Zeugen Jehovas, Homosexuelle und viele andere genommen.
Die drei Musikerinnen Heidi Maier (Horn), Katja Prischmann-Zima (Oboe) und Marharyta Ushakova (Klavier), die Stücke zu den Ereignissen im November 1938 zusammengestellt hatten, spielten zum Beispiel das jüdische Gebetslied „Kol Nidre“, Werke von Robert Kahn (Serenade f-moll für Oboe und Klavier), Charles Koechlin und Peter Jona Korn, der sich von Eduard Mörikes Gedicht „Bei Nacht im Dorf der Wächter rief“ inspirieren ließ. Dazu Lieder der Sinti und Roma, melancholisch, beklemmend, auch mitreißend und schwungvolle jiddische Tänze. Sylvia Jansen sorgt mit den kurzen Texten von Georg Herzberg, Joseph Henri da la Teyssionnière, Amalie Schaich und Halina Birenbaum zwischen den Musikstücken für eine dichte, bewegende Einheit. „Die Schornsteine qualmten Tag und Nacht…Wenn der Wind den Rauch zu uns trieb, war es kaum er ertragen, so fürchterlich war der Gestank…halbverbrannte Menschenleichen waren wie Holzscheite auf einem Haufen zusammengelegt“ (Erinnerungen Amalie Schaich).
Um herauszustellen, dass die Veranstaltung ein wichtiges Zeichen gegen aufkommende Geschichtsbeschönigung, gegen stärker werdenden Antisemitismus und Menschenverachtung innerhalb unserer Gesellschaft setzt, zitierte Vorstandssprecher Rainer Mayer abschließend Erich Kästner: „Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf.“ Er bedankte sich bei allen, die an der Organisation und Durchführung der Veranstaltung maßgeblich mitgewirkt hatten, insbesondere bei den drei Musikerinnen und Frau Heide Bolter, die von Seiten des Vereins die Fäden in der Hand hielt.