Die „zweite Geschichte“ des Konzentrationslagers Vaihingen/Enz – Vortrag am 9. April 2025

Zum Auftakt des Rahmenprogramms rund um die Gedenkfeier zum 80. Jubiläum der Befreiung des KZ Vaihingen/Enz beleuchtete Dr. Marco Brenneisen am 9. April 2025 dessen sogenannte „zweite Geschichte“. Die militärische Übernahme der Kontrolle durch französische Truppen am 7. April 1945 markiere mitnichten nur das Ende der entsetzlichen SS-Verbrechen im Glattbachtal, so der Mannheimer Historiker. Es begann vielmehr eine durchaus bewegte „Nach- und Erinnerungsgeschichte der Außenlager des KZ Natzweiler“ – so der Titel des äußerst facettenreichen Referats, das darüber hinaus einen besonderen Fokus auf das KZ Vaihingen richtete. Dr. Brenneisen konnte dabei auf seine profunden Forschungsergebnisse zurückgreifen, die er im Rahmen seiner Dissertation erarbeitet und 2020 bei der „Landeszentrale für politische Bildung“ unter dem Titel „Schlussstriche und lokale Erinnerungskulturen: die `zweite Geschichte` der südwestdeutschen Außenlager des KZ Natzweiler seit 1945“ publiziert hatte.

Deutlich wurden verschiedene Gemeinsamkeiten unter den zahlreichen Stätten ehemaliger Außenlager Natzweilers v.a. im heutigen Baden-Württemberg, so z.B. das ausgeprägte Desinteresse vornehmlich der deutschen Behörden am Thema in den ersten Nachkriegsjahren, das sich etwa in nur zögerlich errichteten und nebulös formulierten Gedenkzeichen artikulierte. Sichtbar wurden aber auch markante Besonderheiten Vaihingens. Hier sei die Stadtverwaltung unter dem langjährigen Oberbürgermeister Kälberer der entstehenden Gedenkstättenbewegung gegenüber in den 1980-er Jahren vergleichsweise aufgeschlossen gewesen. Es sind diese Unterschiede der Entwicklungen je vor Ort, die den Wissenschaftler dazu bewegen, ausdrücklich von (lokalen und regionalen) „Erinnerungskulturen“– im Plural! – zu sprechen, die nicht über einen Kamm geschert werden könnten. Die Gegenwart sei neben dem Generationenwechsel vor allem geprägt von der Suche nach Vernetzung der Gedenkstätten untereinander; Marco Brenneisen selbst ist nicht nur in der Gedenkstätte Mannheim-Sandhofen aktiv, sondern auch Vorsitzender des „Verbundes der Gedenkstätten im ehemaligen KZ-Komplex Natzweiler e.V.“ Brenneisen blickte abschließend vorsichtig optimistisch in die Zukunft, was die Gedenkstättenarbeit betrifft, und forderte dazu auf, die Zielgruppe der Erwachsenen nicht aus dem Blick zu verlieren. Dazu passt, dass der hochinteressante und aufschlussreiche Vortragsabend im Seminarraum der KZ Gedenkstätte Vaihingen/Enz sehr gut besucht war.