Israelische Schülergruppe zu Gast in der Gedekstätte – Zeitzeugengespräch mit Wendelgard von Staden
Eine israelische Schülergruppe aus dem Oberen Galiläa, der Partnerregion des Landkreises Ludwigsburg, besuchte mit ihren deutschen Partnerschülern am 18. Oktober 2019 die KZ-Gedenkstätte Vaihingen / Enz. Seit 20 Jahren führt das Robert Bosch Gymnasium in Gerlingen regelmäßig einen Schüleraustausch mit der Regional High School Har Va`Gai (Har Vagay) aus dem Kibbuz Dafna in Nordgaliläa durch. Im Rahmen des zehntägigen Besuchsprogramms der jungen Israelis besuchen diese mit ihren Austauschpartnern auch immer die KZ-Gedenkstätte Vaihingen/Enz.
Dabei ist es wichtig, diesen Gästen zu zeigen, dass wir an das grausame Kapitel unserer und auch ihrer Geschichte erinnern, den Opfern gedenken und für die Zukunft mahnen. Unser Mitarbeiter Rainer Mayer führte die äußerst aufmerksame Gruppe durch die Gedenkstätte. Er konnte dabei viele Fragen zur Geschichte des Lagers und der Vereinsarbeit beantworten.
Tief betroffen waren alle Teilnehmer von der Medieninstallation, die die Grausamkeiten des damaligen Konzentrationslagers aufzeigt. Zur Vorbereitung des Besuches hatten die Schüler/innen das Buch der Zeitzeugin Wendelgard von Staden „Nacht über dem Tal“ gelesen. Frau von Staden war gerne bereit, mit den Schülern über ihre damaligen Erlebnisse, die sie im Buch schildert, zu sprechen.
Im Seminarraum der Gedenkstätte wollten die Schüler unter anderem wissen, wie sie sich als Jugendliche gefühlt hatte, als sie das erste Mal die Gefangenen sah und ob sie wusste, was im Lager alles geschah. Sie stellten auch Fragen zu ihrem Onkel – Konstantin Freiherr von Neurath – , der im Nationalsozialismus eine führende Rolle einnahm. Sie betonte in ihren Antworten, dass alles im Zusammenhang mit dem Lager und den Häftlingen für sie und ihre Mutter unfassbar war, aber dass es später auch eine große Genugtuung war, den Häftlingen physisch und psychisch etwas geholfen zu haben. Und zum Ende wies sie noch darauf hin, dass die Überlebenden sich darin einig waren, dass so etwas nie wieder passieren darf.
Die Schüler waren von ihrer Persönlichkeit sehr beeindruckt und bewegt, die Art ihrer sehr klaren und differenzierten Antworten beeindruckte sie. Man merkte ihnen an, wie nahe ihnen die Schilderungen der damaligen Begegnungen mit den Häftlingen gingen.
Gerade solch ein Schüleraustausch kann sicher dazu beitragen, dass man unterschiedliche Lebenswelten und Kulturen kennenlernt, Gemeinsamkeiten entdeckt und viele Dinge neu bewerten lernt. Am Ende dann können daraus Freundschaften entstehen . Man setzt so ein lebendiges Zeichen gegen jeden aufkommenden Antisemitismus und Rassismus. Dabei besteht unsere Gedenkstättenarbeit auch darin, zum Nachdenken darüber anzuregen, welches Wertesystem bzw. Menschenbild die Schüler/innen haben und wie sie sich in einer lebendigen Demokratie einbringen können. Nach dem schrecklichen Attentat von Halle und dem aktuellen Widererstarken rechten Gedankengutes in unserer Gesellschaft ist dies umso wichtiger.